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Tiefdruck

Bei den unterschiedlichen Tiefdrucktechniken liegt die Darstellung vertieft in der Metallplatte (Kupfer oder Zink).

Es gibt die folgenden Tiefdrucktechniken:

Gravur

Raadhuys-Gennip-gravure.jpgMit einem Burin, eine sehr feine Gutsche oder Hohleisen, werden Linien ausgestochen aus einer zuvor polierten Kupfer- oder Zinkplatte. Je tiefer der Gravierstichel in das Metall getrieben wird, desto tiefer und breiter die Rille. Und weil eine tiefere und breitere Rille mehr Tinte für den Abdruck aufnimmt, wird der Strich in dem Abdruck schwärzer. Der abgedruckte, gravierte Strich ist charakteristisch, weil es eine scharfe Trennung gibt zwischen Strich und Papier. Ebenso charakteristisch ist, dass jeder Strich am Anfang und am Ende dünn ist. Der Ansatz des Burins ist immer zuerst ziemlich flach, wird dann tiefer und schließlich kommt der Burin wieder an die Oberfläche.
Weil Kupfer härter ist als Zink, sind die Rillen beim Kupferstich oft weniger tief und ist die Druckauflage größer. Zink wird häufig verwendet von Künstlern, die sich mit kleineren Auflagen zufrieden geben.
Von Gravüren können recht große Auflagen gedruckt werden. Die Rillen liegen ja vertieft in der Platte und sind daher widerstandsfähiger gegen die wiederkehrende plättende Kraft der Presse als zum Beispiel Kaltnadeldruckplatten.


Kaltnadelradierung

drogenaald-josine.jpgBei dieser Technik wird ein Stahlstift mit scharfer Spitze in die Oberfläche einer zuvor polierten Zinkplatte getrieben. Desto mehr Kraft, je tiefer die Nadel in das Zink getrieben wird, und wie tiefer die Rille. Das aus der Rille getriebene Zink formt eine dünne Leiste mit Grat entlang der Rille.
Vor dem Drucken wird die ganze Platte mit Radiertinte eingerieben. Die überschüssige Tinte wird auf sanfte Weise von den flachen nicht eingeritzten Stellen weggeputzt. Diese Stellen sind nach dem Abdrucken weiß oder ganz hellgrau, wenn mit schwarzer Tinte gedruckt wird.
In den Rillen und hinter den Graten bleibt Tinte zurück. Dadurch entstehen in den  Abdruck schöne flockige Striche. Tiefere Rillen und höhere Grate verursachen breitere und schwärzere Striche.
Bei Kaltnadelradierung fehlen schöne runde Striche. Weil viel Kraft angewendet wird, kann man nur mehr oder weniger gerade Linien ziehen.
Von jedem Bild können mehrere Abzüge angefertigt werden. Beim Kaltnadelabdrucken nimmt die Qualität der Werke schnell ab. Die ersten Abdrucken sind immer schöner als die letzten.


DSCN2321.jpgRadierung

Beim Radieren werden die Rillen mittels eines chemischen Prozesses in die Zink- oder Kupferplatte eingegeben. Dazu wird die zuvor polierte Druckplatte beidseitig mit einem säurebeständigen Lack bedeckt. An der Unterseite formt dieser eine harte Schicht, nur zum Schutz. An der Oberseite wird eine weiche, wachsartige Schicht angebracht. Darin wird gezeichnet. Dazu kann man einen Stahlstift mit scharfer Spitze benutzen, aber es können auch weichere Materialien und Lösungsmittel verwendet werden. So können mehr malerische Striche und Motive geschaffen werden.

Beim Bezeichnen nimmt man die wachsartige Schicht an gewünschte Stellen weg. In einem Säurebad regiert die Säure mit dem bloßgelegten Zink. DSCN2329.jpgDie Rillen werden eingefressen. Je länger eine Druckplatte in der Säure liegt, je tiefer die Rillen ausbeißen, und je mehr Tinte dort aufgenommen wird. Mehr Tinte ergibt schwärzere Striche.
Im Säurebad  passiert den ’unbeschädigten’ Lackstellen nichts. Dort bleibt die Platte glatt und beim Drucken wird keine Tinte festgehalten.
Danach wird der Abdecklack entfernt und die ganze Platte mit Radiertinte eingeschmiert. Die überschüssige foto-ets-afdrukken.jpgTinte wird nachher entfernt, nur in den Rillen bleibt Tinte zurück.

In Lehrbüchern wird meistens geschrieben, dass die ’überflüssige’ Tinte vor dem Drucken zu entfernen sei. Oft verleihen diese Tintenreste der Darstellung aber eine schöne, manchmal fast unheilverkündende Ausstrahlung. Es entstehen aber nicht zwei genau ähnliche Abdrucke.
Radierungen können nur auf speziellem Radierpapier gedruckt werden. DSCN2341.jpgDas Papier besteht aus Baumwollfasern und ist nach Einweichen in Wasser weich und nachgebend.

Die Druckpresse besteht aus zwei Zylindern, getrennt durch eine Tischplatte. Zuerst wird die eingefärbte Druckplatte auf die Tischplatte gelegt, darüber das Radierpapier. Es wird bedeckt mit einem Filz. Dieser Filz dient dazu das Papier zwischen den Zylindern in die Rillen zu drücken. Nachdem der Abdruck in der Presse war, kann das Papier von der Druckplatte abgezogenDSCN2346.jpg werden. Erst dann wird die Tinte tatsächlich übertragen. Durch das Aufheben des Druckblattes wird die Tinte von dem Papier aus den Rillen der Zinkplatte gesaugt.
Bei einer Radierung sehen die Striche aus, als würden sie über der Papieroberfläche liegen.  Diese Beobachtung, zusammen mit dem deutlichen Relief der Zinkkante, ist  ein klarer Beweis manuell gedruckter Radierungen.

Meistens wird schwarze Tinte verwendet. DSCN2344.jpgDennoch ist es möglich verschiedene Farben neben und über einander zu drucken. Damit entstehen ’Farbenradierungen’.

Die Auflage einer Radierung ist viel höher als die einer Kaltnadelradierung. Die Darstellung liegt ja völlig vertieft in der Platte. Aber auch hier gilt, dass der erste Druck schöner ist als der letzte.



Mezzotint

DSC07514.jpgBei dieser Technik wird die Oberfläche der Metalldruckplatte mit einem Wiegeeisen mit scharfen Spitzen aufgeraut. Die gewünschten Teile der Darstellung, die weiß bleiben sollen, werden mit einem Stahlschaber oder einem Polierstahl glatt gerieben. Desto rauer die Oberfläche, je mehr Tinte festgehalten wird. Auf den glattgeriebenen Teilen bleibt kaum oder keine Tinte zurück.  Dadurch können verschiedene Grautöne erstellt werden.

Das Abdrucken geschieht wie bei den Radierungen. Die Auflage ist kleiner als bei einer Radierung, weil – wie mit der Kaltnadel – die Druckplatte bei jedem Druck etwas mehr durch die Presse flachgepresst  wird.


Vernis Mou

ets-Marca-2.jpgAuf einer Zinkplatte, auf deren Rückseite vorher ein säurefester Lack angebracht ist, kommt eine dünne Schicht von Schafsfett. Darin können weiche Objekte gedruckt werden, wie zum Beispiel getrocknete Baumblätter und Federn. Es ist auch möglich darauf ein Blatt Zeichenpapier zu legen und darauf mit einem Bleistift zeichnen. Die Striche drucken in das Fett auf der Platte. Danach wird die Platte kurz in ein Säurebad gelegt um sie ausbeißen zu lassen. 

Der Charakter der auf diese Weise geätzten Rillen ist weicher als bei Radierrillen, die mit einem Stahlstift gezeichnet wurden.

Der Abdruck einer Vernis Mou-Platte geschieht wie bei einer Radierung. Es gibt keine große Auflagen, denn die feinen Details verschwinden bereits nach etwa 20 Abdrucken.


Aquatinta

goya-aquatintets.jpgIn einem Kabinett wird sehr feiner Asphalt oder Harzpulver auf eine reine Zinkplatte niedergesunken. Danach wird dieses Pulver mit einem Gasbrenner an der Platte festgeschmolzen. Dadurch entsteht eine Platte mit einer gleichmäßig verteilten und ganz dünnen Schicht mit säureresistenten Wülsten. Die Teile, die weiß bleiben sollen, werden mit einem wachsartigen Lack abgedeckt. Danach wird die Platte in ein Säurebad gelegt. Wie bei den Radierungen: je länger die Säure wirkt, desto tiefer wird in das Zink eingefressen. Die Asphaltwülsten oder Kunstharzbeulen widerstehen das Ausbeißen und werden im Druck als kleine weiße Punkte sichtbar.

Es ist eine Methode für Fläche in verschiedenen Farbennuancen. Das Abdrucken ist genau wie bei der Vernis Mou-Methode. Die feinen Nuancen in grau verschwinden nach etwa 30 Abdrucken.

DSC06591.jpg
Foto-Polymer

Neu ist die Methode um mit Hilfe einer dünnen Schicht eines lichtempfindlichen Gels Darstellungen auf eine Zinkplatte anzubringen. Das Gel kann man als einen Film kaufen.

Das Gel verhärtet an beleuchteten Stellen. Es bleibt weich an den Stellen, wo kein Licht darauf fällt. Das weiche Gel wird ausgewaschen. Dabei entsteht ein Höhenunterschied auf der Platte.

Verwendet man eine dicke Gelschicht, dann ist das Relief in dem Gel tief genug, um die Darstellung direkt wie eine Radierung ab zu drucken. Eine dünne Gelschicht dagegen wirkt wie eine Deckschicht, wie bei der Radierung. Else-van-Luin--2007---ets-dsc04107.jpgNachher wird das Radierprozess verfolgt und die Platte in ein Säurebad gelegt um auszubeißen.
Mit dieser Methode können zum Beispiel Fotos auf Zink übertragen werden. Von einem Foto wird eine Kopie gemacht auf ein transparentes Filmblatt. Diese Kopie wird in einem schwach beleuchteten Raum bearbeitet.

Die Auflage des Druckes mit einer dicken Schicht, wobei die Darstellung sich nur im Gel befindet, stagniert bei etwa 40. Danach bröckelt das Gel ab. Mit einer geätzten Platte, also mit einer dünnen Gelschicht, ist eine höhere Auflage möglich.

 

 

Abbildungen von oben nach unten:

1. Gravur von P. van Liender (1758) (Gemeinde Gennip NL)

2. Kaltnadelabdruck von Josine Mulder, Kursteilnehmerin Almere

3 b/z 8. Else druckt eine Radierung ab

9. Detail eines Mezzotintabdrucks von Els Boll-Groeneveld, Kursteilnehmerin Almere

10. Vernis Mou von Marca Wauben, Kursteilnehmerin Almere

11. Francisco José de Goya y Lucientes , El sueno de la razon produce monstruos,
Nr 43 aus 'Los Caprichos' , ca. 1797, Radierung und Aquatinta,
Rijksmuseum Amsterdam NL

12. Foto-Polymer-Abdruk von Els Boll-Groeneveld, Kursteilnehmerin Almere

13. Foto-Polymer und Radierung, Eigenes Werk ‘Ferne Gedanken’  (2007)

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